Samstag, 15. April 2006

eine kleine russin in prag...

eine kleine russin in prag...
als ich noch in prag gewohnt habe, liefen viele schöne menschen durch die gassen.russinen und oh, ja, die russen gefielen mir sehr.stanislaw und vladimir waren die besten jungs, die sich jede frau nur wünschen konnte.sie hatten grosse hände, wie pranken und konnten hart zupacken.sie arbeiteten im schlachthof.bis spät in die nacht.manchmal holte ich die beiden von der arbeit ab, ihre hände waren noch blutig von toten tieren.sie verliessen den hof eilig, um den wohlverdienten feierabend keine minute weiter hinauszuschieben.ich wusste warum.ausgelaugt und nass vor schweiss bis aufs shirt empfing ich sie meist.wir liefen den park entlang, passierten häuser, autos und erreichten meines.ein saab, nicht mein erstes, aber mein kostbarstes, dennoch.zu dritt passierten wir den heimweg.ich lud die männer aus und ein auf einen oder mehrere wodka.andere getränke hätten sich nicht gelohnt.zu kalt jede jahreszeit.zu gross die verbitterung, der hass auf das regime und die ausweglose lage allumfassend und unerbitterlich akut.nur einmal raus aus dem land, der stadt oder wo auch immer ein anderer wind wehte.unsere sichtweisen glichen einander wie selbstverständlich.ich war es leid, die ungehorsamen kinder derer zu erziehen, die mit taschen voller geldscheinen, den blick fürs wesentliche längst verklärt, keine notwendigkeit darin gesehen hatten, zeit zu investieren in einen faktor x- das eigen fleisch und blut.die gier nach macht und kapital, das heischen nach aufmerksamkeit frass zeit.jeder ertappte sich hin und wieder auf der flucht.vor dem leben und den hohen fehlerquoten.darin also wiesen wir parallelen auf.heute sassen wir zusammengepfercht in meiner winzigen behausung, einer 1 1/2 zimmerwohnung,im schlaf- sowie wohnzimmer,auf dem boden.er war mit einem belben teppich aus schurwolle ausgelegt.die wände tapeziert mit einem 70er jahre blumenmuster, in beigebrauntönen.überall stapelten sich an den wänden entlang ausgaben der tageszeitung und einer anarchistischen studentenzeitschrift,die ich gelegentlich mit beiträgen versorgte.es gab nicht viel aufmunterndes in prag im jahre 1975,nur die russen selbst,resümierte ich.ausser stanislaw und vladimir hatte ich nicht viele gute freunde.bekannte wechselten, da etliche von heute auf morgen zu verschwinden schienen.keiner sah sie wieder, geschweige denn hörte noch einmal etwas von ihnen.man munkelte leicht, das fleisch habe einen sonderbaren beigeschmack, der auf die vermissten hindeuten könnte.eine morbide und ekelauslösende vorstellung, mit der ich mich nicht weiter auseinandersetzte.ich war meist diejenige, die das thema auf etwas anderes brachte.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Atomia & Raketella
eine kleine russin geht in die nächste runde gestern...
anaisbabe - 15. Apr, 16:54
eine kleine russin in...
eine kleine russin in prag... als ich noch in prag...
anaisbabe - 15. Apr, 16:53
Koch mir einen chai!
Hereinspaziert in einen oxomoronen Sektor. Wer denkt,...
anaisbabe - 15. Apr, 16:52

Links

Suche

 

Status

Online seit 6605 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Apr, 16:54

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren